Alte oder unheilbar kranke Menschen sterben nicht plötzlich. Ihr Tod kündigt sich normalerweise in verschiedenen körperlichen und geistigen Stadien an. Das Wissen um diese sogenannten Sterbephasen ist nicht nur für Pfleger und Palliativmediziner hilfreich, wenn diese ihre Patienten auf deren letztem Weg begleiten. Auch Angehörigen kann die Kenntnis der fünf Phasen dabei helfen, besser mit dem nahenden Tod ihrer Lieben umzugehen und die Sterbenden entsprechend zu begleiten. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Sterbephasen und die Sterbebegleitung.
Körperliche Anzeichen des Ablebens
Steht der Tod kurz bevor, treten bei vielen Menschen körperliche Veränderungen auf, die sich je nach Todesursache – eine unheilbare Krankheit wie etwa Krebs oder ein akutes Ereignis wie beispielsweise einen Unfall – unterschiedlich äußern. Daher sind auch die Dauer und die Symptome der Sterbephasen jeweils individuell.
Während es Menschen gibt, bei denen in den Sterbephasen keine körperlichen Symptome auftreten, treten bei anderen körperliche Anzeichen auf, die den nahenden Tod durch Organversagen ankündigen. Dies können zum Beispiel Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Kreislaufprobleme (starkes Schwitzen, flacher Puls, bläulich verfärbte Hände und Füße, Atempausen) oder Wahrnehmungsstörungen bis hin zu Halluzinationen sein.
Die fünf Sterbephasen nach Elisabeth Kübler-Ross
Die Unterscheidung zwischen den fünf Sterbephasen, die heute weltweit anerkannt sind, geht auf die schweizerisch-amerikanische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross zurück. Sie hat im Laufe ihrer Berufsjahre unzählige Gespräche mit Sterbenden geführt, die sie 1971 in einem Buch veröffentlichte. Aus diesen Interviews leitete sie schließlich die fünf Phasen des Sterbens ab, die nicht nur durch körperliche, sondern auch psychische und psychosoziale Merkmale gekennzeichnet sind. Im Kern beziehen sich die Sterbephasen also auch auf die geistige Auseinandersetzung der Betroffenen mit dem nahenden Tod, insbesondere bei todkranken Patienten und alten Menschen, deren Gesundheitszustand sich laufend verschlechtert.
Wie das Leben selbst, so verläuft auch das Sterben äußerst individuell. Die Sterbephasen laufen daher nicht starr nacheinander ab, sondern können in ihrer Reihenfolge variieren oder sich sogar wiederholen. Anhand ihrer typischen Merkmale bieten sie jedoch eine Orientierungshilfe für Angehörige, die die Sterbenden auf dessen letztem Weg unterstützen und begleiten möchten. Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie die jeweilige Sterbephase erkennen können.
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Feb 4, 2020
Erste Phase: Isolation und Nicht-wahrhaben-Wollen
Eine unheilbare Krankheit und damit das Unabwendbare zu akzeptieren, fällt vielen Patienten verständlicherweise schwer. Viele leugnen deshalb anfangs die Tatsache, dass sie todkrank sind, und verdrängen entsprechende Symptome sowie ärztliche Befunde. Sie können Ihrem Angehörigen in dieser ersten Sterbephase beistehen, indem Sie ihm oder ihr zuhören, Ihr Vertrauen anbieten und zunächst Verständnis und auch Unterstützung für das Nicht-Wahrhaben-Wollen aufbringen.
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Feb 4, 2020
Zweite Phase: Wut
Zorn und Neid auf Menschen, die gesund sind und ihr Leben noch vor sich haben, sind ein typisches Merkmal der zweiten Sterbephase. Die Betroffenen fragen sich immer wieder „Warum ich?“ und äußern ihren Ärger nicht selten auch in unkontrollierten Wutausbrüchen gegenüber ihrem Umfeld. Trifft Sie ein solcher Wutausbruch, nehmen Sie diesen bitte nicht persönlich, sondern zeigen Sie Verständnis und geben Sie Ihrem Gegenüber Raum, seiner Verzweiflung freien Lauf zu lassen. Auf keinen Fall sollten Sie Ihrerseits impulsiv und mit Verärgerung reagieren, da dies in einer Spirale des Streits münden kann.
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Feb 4, 2020
Dritte Phase: Verhandeln
Hat der Patient seine Krankheit akzeptiert, versucht er in der nächsten Phase, mit einer Art Handel einen Aufschub zu bekommen, um so lange wie möglich am Leben bleiben zu dürfen oder zumindest keine starken Schmerzen leiden zu müssen. Dies kann sich in Gesprächen mit Ärzten oder Pflegepersonal äußern, aber auch in Form geheimer Gespräche mit Gott. Für Sie als Angehörigen bedeutet dies vor allem, dem Patienten zuzuhören, ohne ihm dabei falsche Hoffnungen zu machen.
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Feb 4, 2020
Vierte Phase: Depression
In der dritten Sterbephase hat der Betroffene begriffen, dass er sterben muss. Endgültig akzeptieren kann er diese Tatsache jedoch erst, sobald er sich mit dem eigenen bevorstehenden Tod auseinandersetzt und gegebenenfalls bereits geschehene Verluste aufarbeitet. Dies geschieht in der vierten Phase, die häufig von Trauer und Depression gekennzeichnet ist. Betroffene reflektieren das eigene Leben nochmals, hinterfragen Vergangenes, beispielsweise vertane Chancen oder die Fehler, die sie gemacht haben, trauern aber auch um das eigene Leben, das sich dem Ende neigt. Sie setzen sich dabei mit dem Verlust auseinander, den ihr Tod für die Familie bedeutet, und leiten entsprechende Maßnahmen ein, etwa das Verfassen ihres Testaments oder die Gestaltung der eigenen Trauerfeier. Als Angehöriger sollten Sie dem Sterbenden in dieser Phase vor allem zuhören und ihm ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, dass seine letzten Wünsche erfüllt werden.
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Feb 4, 2020
Fünfte Phase: Akzeptanz
Die fünfte Sterbephase ist frei von negativen Gefühlen wie Wut oder Neid. Der Betroffene hat sein Schicksal akzeptiert und kann sich nun auf den bevorstehenden Tod vorbereiten. Oftmals möchten die Sterbenden dann häufig allein mit ihren Gefühlen und Gedanken sein und in Ruhe gelassen werden. Auch wenn Angehörige dies oft als Zurückweisung empfinden, sollten Sie Ihre eigenen Gefühle wie etwa eine persönliche Kränkung zurückstellen und dem Sterbenden trotz aller Schwierigkeiten bis zum Schluss beistehen, indem Sie ihm zuhören und bei Bedarf Trost spenden.